Fachtag: Hinter verschlossenen Türen – Kinder und Jugendliche als Betroffene häuslicher Gewalt
Fachtag am 04.10.2023, 9 bis 17 Uhr
Der Kinderschutzbund Bremen lädt Fachkräfte aus der Kinder- und Jugendhilfe, der Medizin, der Justiz sowie alle Interessierte zu einem Fachtag ein, um für das Thema Kinder und Jugendliche als Betroffene häuslicher Gewalt zu sensibilisieren, in den Austausch zu kommen und Netzwerke zu erweitern.
Im Rahmen von Workshops und Vorträgen möchten wir uns dem Thema nähern, Perspektiven erweitern und die Kinder und Jugendlichen in den Fokus nehmen.
➞ Hier finden Sie das Programm.
Eine Anmeldung ist leider nicht mehr möglich. Der Fachtag ist AUSGEBUCHT.
Anmeldung und Auswahl des Workshops
Workshop 1: Schützen, fördern und beteiligen – Kinderrechte als Präventionsansatz
Kinder haben viele Rechte: Recht auf elterliche Fürsorge, Recht auf Schutz vor Gewalt, Recht auf (psychische) Gesundheit, Recht auf Beteiligung.
Kinder, die häusliche Gewalt erleben, sind tagtäglich mit Kinderrechtsverletzungen konfrontiert. Das Miterleben von Gewalt erzeugt Ängste und verursacht Stress und psychische Belastungen. Im Workshop möchten wir die Stärkung der Kinderrechte als Präventionsmaßnahme für guten Kinderschutz thematisieren. Dabei wollen wir vor allem die Perspektive der Kinder und Jugendlichen in den Fokus stellen.
Workshopleitung: Antje Gorsky-Schmidt und Yann Fingerhut, Kinderschutzbund Bremen
Workshop 2: Aufsuchende Arbeit für Kinder und Jugendliche als Betroffene von häuslicher Gewalt
Der Workshop gibt einen vertieften Einblick in die aufsuchende Arbeit des Kinderschutz-Zentrums Bremen und beschäftigt sich dabei sowohl mit den Möglichkeiten wie auch mit den Grenzen dieser Arbeit. Im Rahmen des Workshops werden mit den Teilnehmenden Stolpersteine und Sternstunden in der traumapädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die sich noch im Gewaltzyklus befinden, beleuchtet. Die Referent*innen beziehen sich in diesem Workshop anhand von Fallbeispielen auf ihre praktische Tätigkeit, bieten Gelegenheit für Fragen und Raum für einen regen Austausch.
Workshopleitung: Michaele Maier und Bernd Peters, Kinderschutzbund Bremen
Workshop 3: Täterprogramm bei Partnerschaftsgewalt - PGP
Das Münchener Informationszentrum für Männer (MiM) hält unterschiedliche Angebote für Männer* vor. Unter anderem das Täterprogramm bei Partnerschaftsgewalt (PGP). Das PGP richtet sich an Männer*, die psychische oder physische Gewalt gegen ihre Partner*innen ausgeübt haben und die Konflikte in der Partnerschaft zukünftig gewaltfrei lösen wollen. In dem Workshop gibt der Leiter des MiM und Trainer, Andreas Schmiedel, einen Überblick über die Ziele und Abläufe des Programms sowie einen Einblick in die Wirksamkeit differenzierter Täterarbeit. Des Weiteren bietet der Workshop die Möglichkeit, sich mit positiven Entwicklungen für Familienkonzepte auseinanderzusetzen. Dabei stehen die Berücksichtigung der Gefährdungslage, der Schutz und die Stabilisierung aller betroffenen Personen im Vordergrund.
Workshopleitung: Andreas Schmiedel, MiM München
Workshop 4: …zum Glück war ich nicht allein! „Die Kindergruppe“ – Hilfe und Unterstützung für Kinder nach häuslicher Partnerschaftsgewalt
Kinder, die häusliche Gewalt bzw. Partnerschaftsgewalt miterleben, sind nicht nur Zeugen sondern immer auch Betroffene dieser Gewalt. Das ohnmächtige und hilflose Miterleben von häuslicher Partnerschaftsgewalt hat immer eine schädigende, sprich traumatisierende Wirkung. Ohne Hilfe und Unterstützung ist das Wohl dieser Kinder und Jugendlichen deutlich gefährdet.
Aus den Erfahrungen des Kinderschutz-Zentrums in Hannover als Stelle für koordinierte Hilfen für Kinder und Jugendliche bei häuslicher Partnerschaftsgewalt, werden wir uns in diesem Workshop mit folgenden Fragestellungen beschäftigen:
- Wie ist die Situation von Kindern nach erlebter Partnerschaftsgewalt
- Welche Hilfe und Unterstützung ist jetzt wichtig und sinnvoll? Wovon können Kinder auch nachhaltig profitieren.
- „Die Kindergruppe“ – ein traumapädagogisches Gruppenangebot für Kinder als stabilisierende Methode nach erlebter Partnerschaftsgewalt
- Pädagogische Methoden und Möglichkeiten zur Stabilisierung nach häuslicher Partnerschaftsgewalt
Workshopleitung: Christoph Löneke und Ira Lippelt, Kinderschutz-Zentrum Hannover
Workshop 5: Arbeit mit Eltern in gewaltvollen Beziehungen - Beratungsangebote zur Veränderung der Gewaltdynamik der Eltern – AUSGEBUCHT
Die gravierenden kurz-, mittel- und langfristigen kindeswohlgefährdenden bzw. -schädigenden Folgen von Partnerschaftsgewalt zwischen noch zusammenlebenden oder bereits getrennten Eltern sind in Fachkreisen hinlänglich bekannt.
Was Kinder und Jugendliche bei dieser Ausgangslage - neben einer oft indizierten traumapädagogischen Begleitung - für eine nachhaltige Abnahme ihrer Kindeswohlgefährdung vor allem benötigen, ist eine schnelle spürbare Abnahme bzw. im besten Fall ein Ende der akuten partnerschaftlichen Gewalt zwischen ihren Eltern inklusive einer Klärung der Verantwortlichkeiten und einer innerfamiliären Enttabuisierung des Geschehens.
Der Workshop zeigt anhand von einem kurzen Input sowie der Bearbeitung von Fallvignetten aus der Beratungsarbeit der Bremer Interventionsstelle gegen Beziehungsgewalt Neue Wege, dass eine auf die Einschätzung der Gewaltmuster basierende und auf die Veränderung der Gewaltdynamik fokussierende psychosoziale Beratung von gewaltbetroffenen Eltern ein sinnvolles und auch kurzfristig wirksames Element der nachhaltigen Gewaltprävention für Kinder – und Jugendliche im Kontext von häuslicher Gewalt darstellt. Ansatzweise wird den Teilnehmer*innen auch einiges an nötigem Handwerkzeug (Haltung, Rahmen, Infos über Gewaltmuster und Gewaltdynamiken, Interventionstechniken, Risiken und Nebenwirkungen etc.) vermittelt.”
Workshopleitung: Janina Bauch und Sahhanim Görgü-Philipp, Neue Wege
Workshop 6: Kinderschutz im Jugendamt
Im Spannungsfeld zwischen Verhältnismäßigkeit, Elternrechte und Kinderrechte hat das Jugendamt täglich mit Kindeswohlgefährdung zu tun und einen klaren Ablauf wie diese bearbeitet und eingeschätzt wird. Welche Abläufe das sind und wie das konkret ausgestaltet wird, ist Grundlage dieses Workshops. Anhand von Fallbeispielen aus der Praxis möchten wir diesen Ablauf gemeinsam mit Ihnen näher betrachten. Wir beleuchten gemeinsam den Prozess im Kinderschutz im Jugendamt, schauen uns dabei die gesetzlichen Verantwortlichkeiten der unterschiedlichen Akteure im Kinderschutz an und vermitteln ein Grundverständnis, was aus Sicht des Jugendamtes als Kindeswohlgefährdung angesehen wird und wie dies begründet wird.
Workshopleitung: Tobias Bürgelin und Paulina Iflaender, Amt für Soziale Dienste